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BIM-Software IFC Künstliche Intelligenz

BIM als Brücke zwischen Design und Realität

Eszter Rohacsek
Eszter Rohacsek |
In der sich rasant entwickelnden Welt der Architektur und des Bauwesens spielt Technologie eine zentrale Rolle bei der Transformation von Design, Planung und Bau. Wenige Stimmen fangen diesen Wandel so klar ein wie der preisgekrönte Amin Sedigh, Architekt, Spezialist für Building Information Modeling und Experte für Gebäudeautomation.
Amins bahnbrechendes Projekt IFC-basierte digitale Zwillinge für die Echtzeit-Integration von Gebäudedaten wurde kürzlich bei den BIM Next Forum 2024 Student Awards ausgezeichnet. Diese bemerkenswerte Leistung, die von der TH Köln in Zusammenarbeit mit der buildingSMART Deutschland Rheinland Regionalgruppe organisiert wurde, unterstrich die Bedeutung des digitalen Lebenszyklus von Gebäuden und vereinte innovative Köpfe aus Wissenschaft und Industrie.

In unserem Interview teilt Sedigh seine Einsichten darüber, wie neue Technologien die Zukunft des Bauens gestalten und bietet eine einzigartige Perspektive auf die Schnittstelle von Kreativität, Daten und innovativen Werkzeugen.

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Die Rolle von BIM im Planungsprozess

BIM ermöglicht eine umfassende Integration von Informationen über die Planungs-, Bau- und Betriebsphase eines Gebäudes. „BIM ist der Schlüssel zu einer nahtlosen Zusammenarbeit und besserer Entscheidungsfindung“, betont Sedigh. Die Methode hilft nicht nur dabei, die physische Gestalt eines Gebäudes digital zu visualisieren, sondern fördert auch den Austausch zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauherren. Dabei spielen standardisierte Datenformate wie der Industry Foundation Classes (IFC)-Standard eine entscheidende Rolle. „Der Prozess, relevante Daten zu suchen, sie bei Bedarf zu aktualisieren und sie im richtigen Kontext zu verknüpfen, ist eine der größten Herausforderungen in der Baubranche.“
Sedigh erklärt, dass genau hier BIM ansetzt, um den Zugriff auf Informationen zu erleichtern. „IFC ermöglicht es, Informationen zu kategorisieren und in einem offenen Format auszutauschen, das über verschiedene Softwaretools hinweg funktioniert“, so Sedigh weiter. "Trotz des Widerstands großer Softwareanbieter, die ihre Geschäftsmodelle gefährdet sehen, ist eine vollständige Interoperabilität zwischen Architektur, Ingenieurwesen und Bauwesen unerlässlich für den Erfolg eines Projekts“, betont er.

 

Sedighs Beitrag: Integration dynamischer Daten

Amin Sedighs Forschung hebt die Bedeutung des IFC-Standards hervor und adressiert eine zentrale Herausforderung: die Integration dynamischer Echtzeitdaten, wie IoT-Sensordaten, in den BIM-Prozess. Sein Ansatz verknüpft beispielsweise Raumtemperaturen mit statischen IFC-Attributen, wodurch Echtzeitinformationen effizient genutzt und archiviert werden können – sei es für die Gebäudeverwaltung oder die KI-gestützte Analyse nach Abriss. Damit schließt Sedigh die Lücke zwischen statischen und dynamischen Daten im IFC-Rahmen. „Building Information Modeling bedeutet, jedes Stück Information zu kennzeichnen, zu kategorisieren und zugänglich zu machen. Das ermöglicht es der KI, zu lesen, zu lernen und relevante Daten zur richtigen Zeit an die richtigen Personen zu liefern“, erklärt Sedigh, was BIM für ihn zu einem essenziellen Werkzeug für die Zukunft macht.

 

Fehleridentifikation durch BIM

Ein zentraler Vorteil von BIM ist die frühzeitige Fehlererkennung. In der traditionellen Planung können Konflikte zwischen den verschiedenen Systemen eines Gebäudes erst in der Bauphase aufgedeckt werden, was zu teuren Verzögerungen führt. BIM bietet hier Abhilfe: Durch Clash Detection werden Konflikte zwischen unterschiedlichen Gewerken bereits in der Designphase erkannt.

Ein praktisches Beispiel: Ein Architektentwurf für ein Bürogebäude umfasst die Planung von strukturellen Elementen, mechanischen Systemen, elektrischen Installationen und Sanitäranlagen. Ohne BIM könnten sich diese Systeme in der realen Welt überschneiden – etwa, wenn HVAC-Rohre in den Bereich eines Trägers hineinragen. Mit Hilfe von BIM und Clash Detection können solche Probleme schon im Entwurfsprozess erkannt und behoben werden. "BIM-Software der Zukunft integrieren die Entwürfe der verschiedenen Disziplinen in ein gemeinsames 3D-Modell und erkennt automatisch, wenn zwei Systeme miteinander kollidieren“, erklärt Sedigh. „Als Architekten denken wir in Linien: Skizzen, Entwürfe und Konzepte. Aber was wir erschaffen, sind dreidimensionale Räume, die mit Beziehungen und Dynamiken gefüllt sind. BIM hilft dabei, diese Linien in etwas Greifbareres zu übersetzen, das mehr mit der Realität verbunden ist.“ Dies spart nicht nur Kosten, sondern auch Zeit, da Änderungen vor Ort vermieden werden.

 

Die Zukunft von BIM: KI, AR und VR

Sedigh sieht die nächste große Innovation im Bereich BIM in der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). „Die Zukunft von BIM ist KI“, sagt er. KI wird in der Lage sein, große Datenmengen zu verarbeiten, Muster zu erkennen und neue Entwürfe zu generieren. AR schließt die Lücke zwischen der digitalen Welt und der physischen Realität, während VR den Entwurfsprozess revolutioniert: „Mit VR bist du nicht mehr nur hinter einem Bildschirm; du befindest dich im Raum, den du entwirfst. Das ist ein Game-Changer für Architekten und Bauleiter.“

 

Fazit: BIM als transformative Methode

BIM ist mehr als nur ein digitales Modell. Es ist eine Methode, die den gesamten Planungs- und Bauprozess transformiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Information Management. Vom effizienten Umgang mit Daten über die Fehlererkennung bis hin zur Integration fortschrittlicher Technologien wie KI und AR – BIM ebnet den Weg für eine effizientere, kollaborativere und zukunftsfähigere Baubranche.
Amin Sedighs Arbeit verdeutlicht, dass BIM der Schlüssel zu einer neuen Ära im Bauwesen ist, in der Design und Realität miteinander verschmelzen. Er betrachtet Plattformen wie SEAL als unverzichtbar, um den gesamten Bauprozess effizienter, vernetzter und zukunftsfähiger zu gestalten.

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